Mal ein etwas anderer Beitrag und vielleicht auch einer der nur wenige Leser und Interessenten findet. Dennoch ist es umso persönlicher. Vielleicht ist das etwas, was nicht jeder nachvollziehen, verstehen kann. Sowie andere vielleicht das Gefühl von Heimweh kennen leide ich ständig und nahezu permanent unter Fernweh.



Die Vorstellung keinen Urlaub gebucht, keinen Wochenendtrip in Aussicht zu haben und nur hier „Zuhause“ zu sein, lässt mich manchmal nahezu verzweifeln. Besonders jetzt während Corona und mit dem Wissen der nächste Urlaub fällt aus, wird es nicht besser. Wie oft schon sah ich ein Flugzeug am Himmel und wollte einfach nur mit. Egal wohin. Alles wäre spannender, als hier zu sein. Es würde was neues und anderes geben. Ich könnte etwas erleben. Neue Abendteuer, neue Menschen, Kulturen, Geschichten, Religionen und Essen. Wie schön es auch wäre, sich einfach beamen zu können. Einfach immer da zu sein, wo man gerade sein möchte. Das wäre für mich tatsächlich das größte Geschenk.



Und jetzt soll ich das erste Mal in 13 Jahren eine ganze Woche Urlaub hier in Warendorf verbringen. Gut, eventuell kann ich in NRW etwas unternehmen, das nicht unter die Einschränkungen fällt… Aber ich kann nicht weg. Nicht einmal woanders hin. Keine Freunde besuchen, keine neuen Ziele entdecken oder auch einfach nur einen Strand sehen. Wirklich ein schrecklicher Gedanke! Ich weiß, für viele ist das alles halb so wild und Zuhause ist ja auch schön. Aber dafür muss man sich hier auch Zuhause fühlen.



Für mich ist Zuhause etwas, was ich nicht an meinem Geburts- oder Wohnort festmache, sondern ein Gefühl. Ein Gefühl von angekommen und trotzdem frei sein. Sich wohlfühlen an einem Ort, die Menschen um einen herum zu mögen, die Landschaft zu genießen. Für mich persönlich ist „Zuhause sein“ auch immer an einen Strand und ein Meer vor der Haustür geknüpft. Das erste Mal hatte ich genau dieses Gefühl auf Koh Lanta in Thailand. Koh Lanta ist auch nach wie vor mein „Zuhause“. Allerdings haben sich auch ein paar andere Orte so angefühlt, als wären diese nicht weniger mein Zuhause oder könnten es gut werden.



Mein Gefühl von Fernweh und dem Wunsch frei zu sein, etwas zu erleben und auch die Tatsache, dass ich mich mit Sesshaftigkeit (besonders im Herzen) so schwer tue, erklärt die Homöopathie recht gut. Ich weiss, ich wieder mit meinem Glaube an „Hokus Pokus“ 🙂
Diese erklärt mit dem Tuberkulinum aber doch ziemlich treffend, wie ich so ticke. Klar passt auch hier nicht alles, aber es lässt sogar einen Zusammenhang zwischen Wesen und meinem Asthma zu. Wirklich spannend. Einen Teil der Auszüge hier mal für euch.
Psyche: zieht oft um – reisefreudig – wechselt oft Beruf/Arbeit, wechselt oft Partner, Freunde, Interessen, Ärzte – unternimmt immer etwas Neues – hektisch – aufgeregt, überspannt (exaltiert) – Ekstase – dauernder Wunsch nach Abwechslung, nach Bewegung
Modalitäten:
Schlechter:
durch geistige oder körperliche Anstrengung – bei feuchtem, kaltem Wetter, Wetterwechsel, vor Gewitter – in geschlossenden Räumen, bei verbrauchter Luft – durch langes Stehen – durch Anstrengung, auch geistige Anstrengung
Besser:
durch warmes – durch trockenes Wetter – durch Essen – durch Gehen im Wind – durch Bewegung, aber nicht anstrengenden Sport



Nicht das jetzt jemand denkt „ach die ist aber undankbar“. Nee, ganz und gar nicht. Ich schätze alles das was ich hier habe. Besonders natürlich Familie und Freunde, meine Wohnung, meinen Job, mein Auto, die kostenlosen Bildungsmöglichkeiten, die Optionen mir so ziemlich das kaufen zu können was ich möchte, die ganzen Sicherheiten die der Staat so bietet – alles absoluter Luxus. Es ist unglaublich das Glück gehabt zu haben, hier geboren worden zu sein und all diese Dinge einfach mit meinem Pass zu haben.



Mir fehlt hier nach all den Reisen und Aufenthalten im Ausland die Einfachheit, der fehlende Perfektionismus, das andere Essen (je nachdem wo ich bin immer das, was es gerade nicht gibt), die Spontanität, das Nicht-Planen und besonders einfach das gute Wetter. Es ist verrückt, aber es gibt tatsächlich Tage, an denen ich alles und besonders meine Freunde überall so sehr vermisse, dass es mir fast das Herz zerreißt. Selbst beim planen der nächsten Reise versucht man abzuwägen wen man am längsten nicht gesehen hat, wen man am meisten vermisst und wie man es dann noch schafft neue Orte zu sehen. Probleme, die „normale Menschen“ nicht haben.



Es ist verrückt, was mehr als 2 Jahre leben und reisen im Ausland mit einem machen. All die verschiedenen Länder und Kontinente… (gut, die Antarktis fehlt weil brrrrr – kalt). Wie viele schön, verrückte und unglaubliche Momente. Natürlich auch mal absoluter Dreck, pure Armut und Essen was für uns kaum essbar ist. Dennoch sind besonders die Menschen, die in einfachen Verhältnissen leben die, die am herzlichsten sind!



Um mal ein Beispiel zu nennen, erzähle ich euch eine kleine Geschichte aus Namibia. Der ausführliche Bericht folgt sicher noch 🙂 Ich war damals 20, als ich nach ein paar Monaten in Südafrika und vor der Uni in Köln nach Namibia kam. Dort arbeitet ich in der Küche mit einer jungen farbigen zusammen, sie war 19. Wir wurden Freunde und am Ende gab Sie mir eine winzig kleine Bibel. Ich fragte Sie, warum Sie mir Ihre Bibel gibt und sie erklärte mir, dass sie HIV positiv sei und nichts anderes habe, als diese kleine Bibel. Sie würde beten und hoffen, dass alles gut geht. Es war ihr wertvollster Besitz und den gab sie mir. Auch mit der Bitte, sie könne sich von all meinen Sachen aussuchen, was auch immer ihr gefallen würde, war mir klar ich hatte nichts in meinem Gepäck mit vergleichbarem Wert. Auch habe ich gelernt, dass emotionale Werte jeder Zeit über den materiellen Dingen stehen. Hier und für uns ist alles mal eben schnell ersetzt. Aber diese Gesten lehren einen, sorgsamer mit den Dingen umzugehen.



Es gab viele solcher Momente und ich bin dankbar für jeden einzelnen. Dankbar für jeden meiner Freunde im Ausland und all das, was ich durch sie lernen konnte. Was sie mir gezeigt haben.



Leute, ich hab euch auch alle unglaublich lieb ❤ Nicht, das einer denkt ich habe die Menschen hier weniger gerne… niemals! Schließlich lebe hier ja hier.



Wisst ihr, es gibt Momente in denen gehen einem einfach viele dieser Augenblicke durch den Kopf. Besonders natürlich dann, wenn man hier gestresst, genervt oder unzufrieden ist. Und genau dann, kann ich es einfach nicht erwarten einfach in ein Flugzeug zu steigen und irgendwo hin zu fliegen. Dabei ist das Ziel tatsächlich völlig egal.



Ich weiss viele halten mich für ziemlich bekloppt und auf eine Art bin ich das bestimmt (gut, vielleicht auch auf mehere) 🙂 Aber vielleicht hilft das allen ein bisschen dabei, mich zu verstehen.



Um das ganze natürlich auch lebendig zu machen, habe ich euch einfach ein paar der Momente hier zwischen gepostet 🙂






Bis die Tage